Zur Aufnahme weiblicher Mitglieder konnte sich der Verein lange Zeit nicht durchringen. Noch Anfang der 70er Jahre wurde ein entsprechender Antrag von der Mitgliederversammlung abgelehnt. Letztlich konnte die Entwicklung aber nicht aufgehalten werden - und es geschah doch:
Die Geburtsstunde der Schützenschwestern
Wir schrieben das Jahr 1990. Das Neubaugebiet Wacholderweg/Fliederweg hatte seine ersten Bewohner. Rolf Meyer, Kegelbruder von mir, gleichfalls Schatzmeister des Schützenvereins Scharrendorf-Stöttinghausen, feierte seinen Geburtstag. Gratulant war unter anderem auch Bernhard Brinkmann, ebenfalls Kegelbruder von uns und 1. Vorsitzender des Schützenvereins.
Nach ein paar Bierchen stellte Bernhard dann fest: "Wir haben jetzt durch das Neubaugebiet ja auch ein paar neue Straßen und damit auch mehr Leute in Scharrendorf, dann haben wir auch gleich ein paar mehr Frauen, die zum Dorffest Kuchen backen können!" – Natürlich mit einem grinsenden Blick auf mich gerichtet. Gut gedacht. – Aber für mich war schon lange bevor ich Scharrendorferin wurde vollkommen klar: Ich bin seit fast 20 Jahren schon Schützenschwester in Borwede - und das muss auch in Scharrendorf möglich sein - oder sind die frauenfeindlich oder hinterweltlich?
Also meine Antwort: "Bevor ich in diesen Schützenverein" - der bis dato bekanntlich nur von Männern beherrscht wurde - "nicht eintreten darf, mach ich nicht den kleinen Finger krumm für den Verein!" Mein Entschluss stand fest! Wobei ich noch zufügen muss - ich habe nicht die geringste Lust zum Backen und somit gelingt mir eine Torte auch nur in der Höhe eines durchschnittlichen Butterkuchens - ich kann einfach nicht backen.
Rolf hingegen - als kleiner Schelm bekannt - stand auf, holte eine Beitrittserklärung und legte sie vor mir auf den Tisch. "Füll' aus und unterschreib', dann bist du im Verein und kannst Kuchen backen." Schreck lass' nach - das eine wollte ich - das andere sollte ich. Aber gesagt, getan - Unterschrift - besiegelt.
Die Wochen vergingen - irgendwann - der nächste Kegelabend. Völlig fertig begrüßt mich Bernhard mit den Worten: "Na du hast mir ja was schönes eingebrockt!" Ich, völlig ahnungslos: "Wieso ?"
Also, die ganze Geschichte: Außerordentliche Vorstandssitzung. Meine Beitrittserklärung wurde im Vorstand diskutiert - irgendjemand kam auf die glorreiche Idee: In den Statuten steht es dürfen nur Männer in den Verein eintreten. Eingebrockt hatte ich dem lieben Bernhard: "Ich durfte die Statuten samt Änderungen und Protokolle von 1903 bis heute studieren um festzustellen, ob du überhaupt eintreten darfst!" - Mein Kommentar: "Ach du Ärmster, da hattest du wohl gut zu tun. - Und, bin ich drin?" - "Ja, ist wohl so, ich habe nichts gefunden." Fakt ist: Jeder unbescholtene Bürger darf Mitglied unseres Vereins werden. Und - bin ich ein bescholtener Bürger? - Nein ! Und so begann die neue Ära des Schützenvereins - mit Damentruppe - am 3.3.1990.
Die Werbetrommel musste jetzt natürlich in Bewegung gesetzt werden. Ich zog zunächst einige meiner Nachbarinnen mit, die wiederum Bekannte und Verwandte. Außerdem haben wir festgestellt, dass der Dorffest-Sonntag ein willkommener Tag ist, neue Damen zu werben. Bei einem Gläschen Bier oder Bowle, oder auch mal einem Jägermeister kann man ruhig mal mit den Beitrittserklärungen rumgehen. Dann sind alle etwas lockerer. Und so sind wir bis jetzt schon eine ansehnliche Truppe geworden.
Apropos ahnsehnlich - Da war dann noch die Geschichte der Kleidung. - Männer - Der eine sagt die müssen so aussehen wie wir. Jacke, Hose, weißes Hemd und schwarze Strümpfe. - Darf es vielleicht auch noch ein Hut und ein Schlips sein und die Haare kurz so wie die Männer? Bloß nicht sehen dass da Damen drinstecken. - Der nächste sagt ein Mini-Rock wäre schön, da kann man viele Beine sehen. Und noch eine Stimme des Volkes: Hinterher laufen die noch rum wie die wollen ohne vernünftiges Zeug.
So kamen wir zu unserer Modenschau. Anja, Anke, Annegret, Karin, Sandra und ich - Weste natürlich und weiße Bluse - das war schon klar. Dann war zur Auswahl Rock, kurz oder lang oder Hose. Daraus einige Gesprächsfetzen: "Röcke sehen immer so ungleich lang aus!" "Ich kann auf keinen Fall einen Mini-Rock tragen." "Lange Röcke gibt es aber auch weit, eng, und "lang" ist auch immer relativ." - Dann eine Anprobe - "Nee - einen Rock ziehe ich im Leben nicht an, das sieht ja unmöglich bei mir aus. Dann trete ich wieder aus dem Verein aus." Also - Einigung - schwarze Hosen - aber lang. Und so ist bis heute - glaube ich - jeder zufrieden. Männer wie Frauen.Inzwischen haben wir - hin und wieder - eine Damen-Schießgruppe, die auch an auswärtigen Schießen teilnimmt. Wobei zu erwähnen ist, dass dieses auch schon einmal der Fall in den 70er Jahren war - und sie war sehr gut. Liebe Damen-Schießgruppe von damals - ich hätte euch schon damals den Triumph gegönnt, als Mitglieder dabei zu sein, dann könnten wir in diesem Jahr mit dem Verein unser 30jähriges Bestehen feiern. - Schade.
Irgendwann in den späteren Jahren an einem Schützenfesttag nahm mich ein älterer Herr beiseite und gab sehr kleinlaut zu: "Ick wör jo uk dogegen dat Fruunslüer in den Verein intreen könnt, ober ji seht doch ganz goot ut wenn ji mitmarschiert. Dat gift 'n ganz goet Bild af."
Es dauerte allerdings bis zum Jahre 2013, dass die Damengruppe sich innerhalb des Vereins ein wenig orgnanisierte. Am 02.10.2013 trafen sie sich zum ersten Mal offiziell zu einer Versammlung. Dort wurden die ersten zwei Damenbeauftragte gewählt. Dies wurden Renate Brinkmann und Ida Döpkens.
Aktuelle Damenbeauftragten sind
Ida Döpkens (rechts)
Ilona Küpker (links)
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